Studie
Während der Erfolg oder Misserfolg ihres Partners bei Frauen kaum einen Unterschied im Selbstbewusstsein macht, fühlen Männer sich laut den Ergebnissen einer US-amerikanischen Studie schlechter, wenn sie eine erfolgreiche Partnerin an der Seite haben
– sie geben es jedoch nicht zu.
In einer immer gleichberechtigteren Gesellschaft müssen Männer sich an den Fakt gewöhnen, dass ihre Partnerinnen im Berufsleben oder im Privatleben erfolgreicher sein können als sie. Und während die meisten Männer diesen Fakt offiziell befürworten, zeigt eine Studie der Forscherinnen Kate Ratcliff und Shigerio Oishi, dass das Selbstbewusstsein der Männer unter dem Erfolg der Frauen zu leiden scheint.
Weiblicher Erfolg macht Männer unglücklich
In der großangelegten sozialpsychologischen Studie fanden Forscherinnen heraus, dass Männer sich schlechter fühlen, wenn ihre Partnerin Erfolg hat. Dabei nahm das Selbstbewusstsein der Männer nicht nur ab, wenn ihre Partnerinnen sie in einem Wettbewerb besiegten. Sondern auch, wenn ihre Partnerinnen ganz unabhängig von ihnen in einer Sache erfolgreich waren, deuteten die Ergebnisse darauf hin, dass Männer sich beim Erfolg ihrer Partnerin schlechter fühlen als vorher.
In fünf verschiedenen Experimenten wurden 896 Männer und Frauen zu dieser Thematik getestet. Dabei wurden sie zum einen zum Erfolg ihrer Partner befragt, zum anderen aber auch mit diesem konfrontiert. Ein Großteil des Tests bestand darin, dass die Versuchspersonen sich eine Situation vorstellen sollten, in denen ihr Partner oder ihre Partnerin erfolgreich war. Davor und danach wurde das Selbstbewusstsein gemessen. Während es bei Frauen gleich blieb, fühlten Männer sich im Schnitt schlechter, nachdem sie an den Erfolg ihrer Partnerin gedacht hatten.
Gleichzeitig befragten die Forscherinnen die Männer und Frauen nach der Zufriedenheit in ihrer Beziehung. Dabei stellte sich heraus, dass Frauen sich häufig wohler in ihrer Beziehung fühlen, wenn ihr Partner eine erfolgreiche Zeit hat. Männer hingegen fühlen sich schlechter in ihrer Beziehung, wenn ihre Partnerin erfolgreich ist. Die Ergebnisse decken sich mit Studien, die zu dem Thema bereits in den Niederlanden durchgeführt wurden.
Männlichkeit als Quelle des Selbstbewusstseins
Die Ergebnisse der Studie reihen sich in die soziologische Forschung zu heutigen Geschlechterverhältnissen ein. So berichten neueste Studien immer wieder, dass auch in zwischenmenschlichen Beziehungen noch lange keine Geschlechtergleichheit herrscht. So ist der Druck, erfolgreich zu sein, immer noch mehr Thema der Männer als Thema der Frauen. Und während die Frauen die einstmals männlichen Domänen wie Führungspositionen und Spitzensport erobern, müssen Männer sich andere Bereiche suchen, in denen sie ihr Selbstbewusstsein steigern können.
Auch angeregte Diskussionen im Internet geben über diesen neuen Identitätskonflikt der Männer in egalitären Gesellschaften aufschlussreiche Antworten. So werden in diesen immer wieder nach neuen Möglichkeiten gesucht, entweder neue Formen der Männlichkeit zu finden, oder die männlichen Ideale über den Haufen zu werfen und Frauen als gleichberechtigte Menschen zu akzeptieren.